Ljuba ArnautoviC: "Im Verborgenen"

Genoveva, auch "Tante Eva" genannt, arbeitet in den letzten Kriegsjahren in der Kanzlei der evangelischen Kirchengemeinde in Wien. Hinter den Büroräumen wohnt sie selbst, aber nicht alleine: denn sie versteckt darin auch immer wieder fremde Menschen, Juden, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet werden. Sie geht ein hohes Risiko damit ein, denn sie ist selbst politisch auffällig gewesen in den Tagen des Februar-Bürgerkrieges 1934.

In jenen Tagen hatte sie einen Ehemann und zwei Kinder, alle drei sind in den Wirrnissen des Bürgerkriegs und des anschließenden Ständestaates verschwunden: der Mann über den Umweg der Internierung in Großbritannien nach Australien, die Kinder in die junge Sowjetunion, welche Kinder von in Westeuropa politisch Verfolgten zu Propagandazwecken bevorzugt behandelte, um aus ihnen und ihren Eltern überzeugte Kommunisten zu machen. Nach der Machtergreifung der Nazis gelingt es Eva nicht mehr, ihren Mann und ihre Kinder zu kontaktieren, ihr Schicksal ist völlig ungewiss.

So lebt sie ein möglichst unauffälliges Leben, um durchzukommen, und um ihren Schützlingen das nackte Leben zu retten.

Eines Tages taucht Walter auf: auch ihn versteckt Eva in ihrer kleinen Wohnung, trotz aller Entbehrungen, Schwierigkeiten und des misstrauischen Hausbesorgers, der sie sofort verraten würde, hätte er nur den geringsten Verdacht. Zwischen Eva und Walter entspinnt sich eine verzweifelte Liebe.

Obwohl Ljuba Arnautović eine sehr nüchterne Sprache verwendet, geht jeder Satz unter die Haut. Sie springt zeitlich und räumlich in der Geschichte hin und her, aber das macht Sinn, widerspiegelt auch die Wirrnisse jener Zeiten. Glaubhaft beschreibt sie die Gefühlswelt ihrer ProtagonistInnen, ohne große Worte zu verlieren. Ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen, las das ganze Buch in wenigen Stunden auf einmal. Mehr braucht man zur Anziehungskraft eines Buches ja nicht sagen.

Ein sehr mitnehmendes Leseerlebnis, absolute Leseempfehlung!

 

Gelesen 2018-03