Z - ZEH

Zeh, Juli: "Leere herzen" - ja, so sind wir

Ja, der Schluss war zumindest überraschend. Die paar Handlungsvolten am Ende gleichen aber nicht die Langeweile und Vorhersehbarkeit aus, die sich auf den anderen ca. 300 Seiten des Romanes zumindest bei mir breitgemacht haben.

Die politischen Verhältnisse, wie sie Zeh in der nahen Zukunft (ca. 2025) sieht, mit einer AfD-artigen "Besorgte Bürger Bewegung" an der Macht, ein zerfallendes Europa, das sich wieder in eines der Nationalstaaten zurückverwandelt, die auch gesellschaftlichen Auswirkungen, die sich daraus ergeben, das alles hat Zeh im Griff und beschreibt es auch so, dass man es glauben kann (auch wenn man nicht möchte, dass es so sein wird).

Die Geschichte von Britta und Babak aber, deren gemeinsamer Agentur und deren Tätigkeit, das ist derart an den Haaren herbeigezogen, dass es fast schon weh tut. Die Geschichte ist unglaubhaft, am Ende benötigt sie quasi einen deus ex machina, der das alles erklärt, dessen Rolle von Anfang an als wichtige klar ist, wenn man auch als LeserIn nicht weiß, in welcher Form.

Da sich das Buch schnell liest, habe ich bis zu Ende durchgehalten, und das kann ich empfehlen, wenn man schon mal damit angefangen hat, denn da wird es zumindest für 30 Seiten interessant, wenn auch nicht überzeugender.

Zwei Dinge fand ich wirklich gut. Das eine ist ein Zitat aus dem Buch selbst, das als Motto vorangestellt ist: "Da. So seid Ihr." Leider stimmt das, und allein, dass Fr. Zeh dem kein Rufezeichen nachgestellt hat, fand ich toll. Denn es weist in seiner Unaufgeregtheit schließlich darauf hin, dass der Zustand der Gesellschaft, wie er im Buch dargestellt werden, sich daraus ergibt: weil wir, die Menschen, die BürgerInnen, so sind. Eng damit zusammen hängt die Frage, die im Rahmen einer Umfrage im Buch gestellt wird: "Was würden Sie tun, wenn Sie sich zwischen Ihrem Wahlrecht und Ihrer Waschmaschine entscheiden müssten?" (sinngemäß, Seite 205). Im Buch entscheiden sich 67 Prozent für die Waschmaschine. Ich weiß nicht, ob die Umfrage echt ist oder nicht, das Ergebnis erscheint mir glaubwürdig. Ja. So sind wir. Und stellen Sie sich mal die Frage, wie Sie selbst antworten würden.

 

(Gelesen 2018-01)